Raus aus der durchorganisierten modernen Praxis in Wiesensteig, rein in
eine primitive, nicht gepflegte Praxis in El Laurel.
320 Patienten habe ich im ersten Jahr, unter für uns
Europäer katastrophalen Verhältnissen, behandelt. Die kleine Praxis war
provisorisch mit gebrauchten Zahnarztgeräten eingerichtet. Anfangs gab es keine
Behandlungsleuchte und wir behalfen uns mit einer Taschenlampe.
Neben der schweißtreibenden zahnärztlichen Tätigkeit waren wir mit
Schraubenzieher und anderen berufsuntypischen Hilfsmitteln beschäftigt , die
vorhandenen Gerätschaften wieder in Gang zu setzen. Nach 3 Wochen Arbeit in
einem kleinen Zimmer bei 40 Grad zwischen Ventilator, Ameisen und gelegentlich
kleinen, verirrten Ferkeln war uns klar..... wir kommen wieder, wir helfen
weiter!
Im Jahre 2003 flogen wir besser vorbereitet zum erneuten Arbeitseinsatz. Im
Flugzeug befand sich neben prall gefüllten Koffern ein Paket mit 250 Kg
Medikamenten. Der Firma Ratiopharm sind wir zu besonderem Dank verpflichtet, die
uns sofort ihre Hilfe angeboten hat. Den Transport per
Luftfracht hat der Rotary Club Geislingen finanziert. Mit den
inzwischen in meiner Praxis gesammelten Spenden konnten wir endlich eine neue
zahnärztliche Behandlungseinheit erstehen, und damit war die Praxis nun
technisch auf dem neuesten Stand und hygienisch annehmbar.
Die Zeit verbrachten wir jetzt mit intensiver Zahnbehandlung und
Prophylaxemaßnahmen bei den Schulkindern von Laurel.
Neben unserer Arbeit in der Praxis wurde uns sofort klar,daß wir auch noch
auf anderen Gebieten wertvolle Entwicklungshilfe leisten können. Der
Zufall kam uns zur Hilfe. Ein junger ecuadorianischen Zahnarzt, der mit
Hilfe von Padre Lothar an der Universität von Guayaquil studiert hat, übernahm
die Praxis.
Sofort schmiedeten wir neue Pläne. Zunächst war an die Beschaffung
eines Müllautos gedacht, um die Umweltbedingungen dieser Gegend zu verbessern.
El Laurel erstickt im Unrat und leidet nachts unter den
Müllbeseitigungsmaßnahmen. Alles was von den gefräßigen, freilaufenden
Hausschweinen und streunenden Hunden nicht vertilgt wird, wird nachts ein Fraß
des Feuers.
Wie durch das Schicksal gefügt, kamen wir nach unserer Rückkehr im Juli 2003
unerwartet für 1000 € in den Besitz eines knallroten Feuerwehrautos, das in
monatelanger, liebevoller Arbeit von Ralf Ebermann und Kurt Wiedmann aus
Wiesensteig für seinen neuen Einsatzort in Ecuador restauriert und mit
sämtlichen Gerätschaften ausgestattet wurde. Die Betriebe aus der Region haben
uns tatkräftig unterstützt. Zu großem Dank sind wir den Firmen Ziegler,
Burger und Schloz, Stihl und Festool verpflichtet.Padre Lothar gründete
zwischenzeitlich kurzer Hand eine Freiwillige Feuerwehr in Laurel und begann mit
dem Bau eines Feuerwehrmagazins.
Unser Feuerwehrauto September 2003
Ein erster Erfolg: 25 Jugendliche waren von der Straße weg und erhielten
alle im Rahmen der Feuerwehrarbeit eine kurze Berufsausbildung als
Elektriker. Zwischenzeitlich sind die „ Bomberos“ (Mitglieder der
Freiwilligen Feuerwehr ) eine Institution in El Laurel.
Bei uns in Wiesensteig war inzwischen das Wort „ Freizeit“ unbekannt. Juanita
, so nannten wir unser Löschfahrzeug, war nach ihrem neuen Anstrich flügge
geworden und wartete auf ihre große Reise über den Atlantik.
Darüber hinaus hatten wir bei unserem letzten Aufenthalt mit dem Rotary Club
Guayaquil/Urdesa freundschaftliche Beziehung begonnen und eine mögliche
Zusammenarbeit mit unserem Club in Geislingen ins Auge gefasst. Zwei
verwahrloste Dörfer , von denen das Dorf La Fortuna erst vor kurzer Zeit von
kriminellen Landnehmern kurzerhand teilweise abgefackelt worden war, sollten neu
aufgebaut werden. Das nächste Projekt war das Schulhaus in La Fortuna, das
zum damaligen Zeitpunkt eher einem heruntergekommenen Schweinestall
glich. Padre Lothar hatte auch noch den Wunsch seine vorhandenen
Werkstätten vollständig zu überdachen vorgebracht.....Die Frage war: Wer
soll das alles bezahlen?
Dies war der Anlass, unser Projekt „Ein Dach über dem Kopf“ ins
Leben zu rufen. Spendenmittel von über 10000 € der Weihnachtsaktion
„Gemeinsam geht`s besser“ der Geislinger Zeitung wurden in unsere Vorhaben
eingebracht. Verwirklicht wurde damit der Neubau der Schule im Dorf La
Fortuna, die im August 2004 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte.
Außerdem konnte die vollständige Überdachung der holzverarbeitenden Werkstätten
finanziert werden.
Privat wurden von meiner Partnerin und mir der Neubau des ersten Stocks der
örtlichen Berufsschule ermöglicht, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs im Jahre
2004 im Rohbau fertiggestellt war.
Der Rotary Club Geislingen unter der Präsidentschaft von Dr. Welte startete
in Zusammenarbeit mit dem RC Guayaquil/Urdesa und Rotary International den
Wiederaufbau der Dörfer La Fortuna und La Tierra Blanca. Geldmittel über 28 000
Dollar stehen hierzu zur Verfügung.
An wassergeschützten Plätzen werden zur Zeit insgesamt 40 Häuser gebaut. Die
betroffenen Familien müssen sich dabei selbst am Bau der Häuser beteiligen,
indem sie das Erdgeschoss mit massiven Pfeilern aus Ziegelsteinen
ausmauern. Das Obergeschoss aus vorgefertigten Bauelementen, die in der Zimmerei
von Padre Lothar Zagst hergestellt werden , und das Wellblechdach werden über
das Matching Grant (Humanitäres Programm von Rotary International )
finanziert.
Begonnen wurde nach enormen Anlaufschwierigkeiten mit
dem Projekt „ Ciutadella Campesina“ in La Fortuna. Dieses Dorf ist in der
Regenzeit von der Außenwelt abgeschnitten, die Bewohner sind Taglöhner,
Landarbeiter mit wenig Verdienst. Die meisten leben in erbärmlichen Hütten, ein
Bett für 6 oder 8 Personen. An zentraler Lage neben dem neuen Schulhaus wird nun
ein Dorf statt der Streusiedlung entstehen. Ein Dorf mit Zukunft, das den
Campesinos ermöglicht, eine Existenz aufzubauen.
Zurück zum Jahresanfang 2004. Unsere Juanita war abfahrtbereit,
Ausfuhrformalitäten erledigt, TÜV Abnahme erfolgreich, der Transport zum
Hamburger Hafen in trockenen Tüchern , selbst der Absturz Juanitas vom
doppelspännigen Transporter konnte uns nicht aufhalten............ Der Zoll von
Ecuador blieb jedoch auf Bitte um Einfuhrerlaubnis stumm.
Angetrieben durch den Konsul Italiens, nach dem Motto „ wer wagt ,gewinnt“,
verluden wir Juanita auf einen Überseefrachter und flogen unserem
Löschfahrzeug mit einer stattlichen Anzahl von freiwilligen Helfern
hinterher.
Auch hier war, wie bei anderen Hilfseinsätzen üblich, unsere Hilfslieferung
beim Zoll in Ecuador nicht willkommen . Ein Fregattenkapitän verweigerte seine
notwendige Unterschrift und schikanierte uns mehr als zwei Wochen. Er
widersetzte sich auch dem Befehl des höchsten Admirals der ecuadorianischen
Marine auf Zollfreigabe des Hilfsfahrzeugs und wurde nach diesem Vorfall seines
Amtes enthoben.
März 2004
Juanita und ihre 25 Bomberos bewähren sich seit beinahe einem Jahr in El
Laurel. Bei einem Großbrand Ende 2004 in einem der 31 Dörfer hat sich unsere
Hilfe ausgezahlt und unseren Kritikern das Gegenteil gelehrt. Die Löschtruppe
hat nach 2 Stunden das Feuer erfolgreich unter Kontrolle gebracht und Schaden
von der Bevölkerung von Los Angeles abgehalten.
Auch wurde der Feuerwehrtrupp bei einem Brand in der 15 Kilometer
entfernten Stadt Salitre zur Hilfe gerufen.Juanita und ihre Crew sind im Umkreis
bekannt und anerkannt.
Ein anderes Projekt des RC Geislingen hat neue Arbeitsplätze
in der Region geschaffen. Dadurch wurden den Menschen in Laurel Wissen und
berufliche Fähigkeiten vermittelt und ihre Entwicklung zur
Selbsthilfe gefördert, damit sie aus eigener Kraft ihre Armut
überwinden können. Zu diesem Zweck wurde ein junger Ecuadorianer ein halbes Jahr
in Kirchheim bei der Schreinerei Holzinger geschult, um als Multiplikator
in seiner Region zu dienen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Maier der Firma TTS Tooltechnic Systems in
Wendlingen hatte sich ebenfalls bereit erklärt, einen jungen
ecuadorianischen Schreiner während eines 6 monatigen Praktikums in seinem
Betrieb mit dem Umgang holzverarbeitenden Maschinen vertraut zu machen.
Herr Maier hat auch die notwendigen Maschinen für den Ausbau und die
Modernisierung der Schreinerei in Laurel kostenlos zur Verfügung gestellt.
Carlos Peralta , ein junger, wissensdurstiger Schreiner war nach seiner
Rückkehr im Jahre 2006 fähig, neue Schreiner in den neu gebauten
Unterrichtsräumen zu unterweisen. Mit dieser Maßnahme hoffen wir in Laurel neue
Arbeitsplätze zu schaffen und in nächster Zukunft vielleicht in eine
großangelegte Möbelfabrikation für den Niedrigpreissektor einzusteigen.
Im September wurde nach der Rückreise von Carlos dieses Projekt in
Deutschland abgeschlossen. Wir warten jetzt auf die Erfolge in
Ecuador.
Oktober 2005: Am 3.10.2005 gründeten wir einen privaten Hilfeverein „ Ein
Dach über dem Kopf e. V. “ , der uns von anderen Vereinigungen unabhängig
machte.
Die Ziele für uns blieben jedoch dieselben! Bessere Ausbildung für Jugendliche
und Stopp der Landflucht. Im November konnten wir
bereits die Baufreigabe für das zweite Stockwerk der örtlichen Berufschule
nach Laurel melden. Der Kontostand beim neugegründeten Verein hatte dies möglich
gemacht. Im Juni 2007 haben wir dieses Bauvorhaben abgeschlossen. Seit Juli 2007
werden in diesem zweistöckigen Gebäude Jugendliche unterrichtet.
Beim Häuserbau in La Fortuna stießen wir auf nicht geahnte Hindernisse.
Zunächst war die Baustelle mit schweren Baumaschinen wegen Überflutungen
der Zugangswege nicht erreichbar, ein weiteres Hindernis waren die finanziellen
Verhältnisse der Familien in La Fortuna. Mit Spenden konnten wir die Fundamente
des ersten Bauabschnitts sicherstellen.
Dazu kamen für uns in Europa unvorstellbare Probleme. Einige Familien leben
in La Fortuna als „Clandestinos“. Sie waren einfach nicht existent. Diese
Personen wurden auf den zuständigen Standesämtern „ zum Leben“ erweckt ,
natürlich erst nach Bezahlung der anfallenden "Verwaltungsgebühren". Ein
Grossteil der Familien in La Fortuna hat zwischenzeitlich ihre neuen Wohnungen
bezogen.
Das Baugrundstück in La Tierra Blanca mussten wir nach der Besichtigung im
Juni 2005 aufgeben , da es nur während 2 Monaten mit Fahrzeugen erreichbar ist.
Die noch ausstehenden 25 Häuser sollen jetzt im Nachbarort Elvira, das
bereits ein Schulhaus mit 2 Klassenzimmern besitzt, entstehen.
Auch hier müssen wir den Familien mit Geldspenden beim Bau der Fundamente
unter die Arme greifen. Jedoch warten wir noch auf die Genehmigung zur Verlegung
einer kleinen Straße.
Möglicherweise wird das Projekt 2009 in Angriff
genommen.
Im Jahre 2007 waren wir mit dem Transport von 20 neuen Computern voll
beschäftigt. Wieder zeigte sich der ecuadorianische Zoll als unüberwindbares
Bollwerk gegen Hilfssendungen, obwohl die Genehmigung der ecuadorianischen
Behörden für diese Schenkung vorlag. Die deutsche Spedition hatte jedoch ein für
den Import in Ecuador notwendiges Dokument vergessen. Einen Monat schlummerten
diese Computer im Hafen von Guayaquil und standen nach einem bürokratischen
Kraftakt anschließend im neu errichteten Computerzentrum in Laurel für die
Ausbildung zur Verfügung.
Bei der Errichtung dieses Schulraumes konnten wir behilflich sein, indem wir
den Plattenfußboden und eine Metalltreppe, die den Zugang zum
Unterrichtsraum ermöglicht, finanziert haben.
Ein Friseursaloon wurde nach "italienischem Stil" eingerichtet, um jungen
Frauen Möglichkeiten zu geben mit "Chic" ihr Äußeres " zu
stylen !" Eine einheimische Friseurmeisterin leitet die jungen Frauen an,
die für den Kurs nur eine geringe Gebühr entrichten müssen.
Friseurkurs im November 2008
Außerdem beteiligten wir uns 2007 an den Kosten der Renovierung einer
Schulturnhalle in Laurel. Die Turnhalle wurde mit neuem, dichtem Dach
versehen.
Mit unserem neuen Projekt planen wir den Bau einer Siedlung für 25 mittellose
Familien. Seit April 2008 sind wir stolze Besitzer eines ca. 5000 m2
großen Baugrundstücks.. Hierauf sollen 20 Einfamilienhäuser entstehen. Für die
Entwürfe der Häuser übernimmt Katrin Eckert, Architektin aus München
ehrenamtlich die Verantwortung.
Der Staat unterstützt zwar Familien mit 3500 US Dollar pro Familie und
Haus, aber auf diese Gelder müssen wir leider verzichten, denn der
ecuadorianische Staat schreibt die Bauweise vor und die zu erreichende Qualität
ist, wie wir uns im Dezember 2008 überzeugen konnten, wirklich
ungenügend.
Die Väter sind alle Handwerker und werden diese Häuser selbst bauen, und wir
stiften das Grundstück. Genaue Verträge werden hierzu noch ausgearbeitet.
Außerdem ist für die Siedlung, Grundschule und Waisenhaus ein Kläranlage
geplant. Kläranlagen sind gänzlich unbekannt und stellen ein Novum im
Umweltschutz und der Gesundheitsvorsorge da.
Seit 17.Juni 2009 sind wir im Besitz eines DB Motors der zur Berufsausbildung
verwendet werden soll. Dies machte Herr Peter Tyroller von der BOSCH GmbH
möglich.
Seit dem 20. November 2009 hatten wir die Einfuhrerlaubnis des
ecuadorianischen Zoll. Der Motor wurde für den Seetransport verpackt und auf die
Reise geschickt. Er kam auch am 4.Februar 2010 im Hafen von Guayaquil an, doch
bis zum 17. März war es unmöglich unser Geschenk am Zoll abzuholen. Auch in
Ecuador geschehen noch Wunder.
Nach einem Antrag auf "levantamiente del articulo abandonado"
wurde der Motor am Zoll wieder als existierend erklärt und abgeholt.
Helfen Sie uns bei unseren weiteren Projekten! Wir sind beim Finanzamt
Göppingen als gemeinnützig anerkannt.
Jeder gespendete Euro wird ungekürzt in unsere Projekte
investiert.
Helfen Sie uns, damit wir helfen können.
Ein Dach über dem Kopf e.V. in Wiesensteig, Sommerhalde 4
Spendenkonto 2500000 bei der Volksbank Deggingen BLZ
61091200
Bitte helfen Sie mit, jungen Menschen
eine Perspektive für das Leben in ihrem
Heimatland zu eröffnen.
Haben Sie noch Interesse??? Dann schauen Sie sich noch unsere Projekte
an!!!!